Journalistenpreis Blaue Boje

Wirtschaft vor Ort

Genossenschaftsbanken zeichnen Journalisten aus/Ehrenpreis für Forbidden Stories

Düsseldorf. Zum 13. Mal haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Rheinland und Westfalen Journalisten für ihre Beiträge zum Thema „Wirtschaft vor Ort“ ausgezeichnet. Die unabhängige Fachjury des Journalistenpreises BlaueBoje prämierte fünf Beiträge mit insgesamt 15.000 Euro – vom Onlinespecial über zwei Filme und ein Hörfunkfeature bis hin zu den Wirtschaftsseiten einer Regionalzeitung.


Ein Ehrenpreis in Höhe von 3.000 Euro ging an das internationale Netzwerk investigativer Journalisten „Forbidden Stories“, das die Recherchen ermordeter und inhaftierter Journalisten weiterführt. Alle Preisträgerinnen und Preisträger wurden am Sonntag, 8. Juli, in Roncalli`s Apollo Varieté in Düsseldorf geehrt.


„Mit dem Journalistenpreis BlaueBoje wollen die Genossenschaftsbanken Qualitätsjournalismus fördern“, betonte Ralf W. Barkey, Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen e. V., in seinem Grußwort. „In Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung sind Politik und Wirtschaft wie auch unser Alltag sehr komplex geworden. Da brauchen Menschen Orientierung. Journalisten, die mit Fachkompetenz, Gründlichkeit, Sachlichkeit und Nähe zu den Menschen arbeiten, erfüllen diese Aufgabe und sind deshalb wichtige Ansprechpartner und Multiplikatoren.“
Zu diesen Journalisten gehören auch die Akteure von Forbidden Stories, an die Bankdirektor Friedhelm Beuse (Vereinigte Volksbank Münster eG) im Namen der Genossenschaftsbanken in Rheinland und Westfalen einen Ehrenpreis vergab: „Wir wollen ein Zeichen setzen und Forbidden Stories für seine wichtige Arbeit auszeichnen. Wir wollen damit auch an die Journalistinnen und Journalisten erinnern, die ihre Leben verloren haben, in Gefängnissen einsitzen oder ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Gleichzeitig wollen wir auch alle diejenigen unterstützen, die sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen trotz möglicher Lebensbedrohung solidarisieren und deren Arbeit mutig fortführen.“
Zuvor hatten Constantin Schreiber von ARD-aktuell, und Lena Kampf, Investigatives Ressort des WDR, über ihre Recherchen berichtet und mit Nathanael Liminski, NRW-Staatssekretär für Medien, unter der Moderation von Gisela Steinhauer (WDR) über die Pressefreiheit weltweit und in Europa diskutiert.

Der Journalistenpreis BlaueBoje der Genossenschaftsbanken in Rheinland und Westfalen wird seit 2004 vergeben. Prämiert werden herausragende Beiträge quer durch alle Medien, die das Thema „Wirtschaft vor Ort“ in seiner Bedeutung transparent machen und der Öffentlichkeit nahebringen. Der Jury gehören unter anderem Wolfgang Kleideiter, stellvertretender Chefredakteur der Zeitungsgruppe Münsterland/Westfälische Nachrichten & Partner, Yasmin Osman, Redakteurin beim Handelsblatt, Anselm Richard, Chefredakteur des Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben, Chefredakteurin Claudia Schall von Radio Köln, sowie Ulli Tückmantel, Chefredakteur der Westdeutschen Zeitung, an. Der nächste Journalistenpreis BlaueBoje startet am 1. Januar 2019.

Weitere Informationen unter www.die-blaue-boje.de.

Die Preisträgerinnen und Preisträger BlaueBoje sind:

Erster Preis
Anis Micijevic, Sönke Iwersen und Team
Aufstieg und Fall von Schlecker, Handelsblatt

Zweite Preise
Kay Bandermann, Letzte Hauptversammlung der Hoesch AG vor 25 Jahren, WDR-Zeitzeichen

Donya Farahani, Seine Kohle bringt die Wärme, WDR Hier und heute

Julia Rehkopf, Bitcoins, Y-Kollektiv, funk

Sonderpreis
Axel Schwade, Wirtschaft lokal, Der Patriot (Lippstadt)

Ehrenpreis
Forbidden Stories

Zweiter Preis: Julia Rehkopf „Bitcoins“, Redaktion Y-Kollektiv (funk)

Volksbank-Vorstand Patrick Grosche überreicht Preis und Urkunde

Laudatio: "2017 ist das Jahr von Bitcoin. Die Kryptowährung ist in der breiten Masse bekannt geworden. Es  herrscht Goldgräberstimmung. Das war der Anlass für Julia Rehkopf und ihr Team vom Y-Kollektiv, sich im Auftrag von Radio Bremen  filmisch mit dem Thema zu beschäftigen. Sie hat deshalb ein Video für funk, den neuen Jugend-Online-Kanal von ARD und ZDF, produziert. Dessen Beiträge werden auf youtube und facebook veröffentlicht.
Die junge Journalistin hat das komplexe Thema Bitcoins über zahlreiche unterschiedliche Perspektiven exzellent aufgeschlüsselt. Dabei hat die Autorin auch einen Selbstversuch gestartet und für 900 Euro Bitcoins erworben, die zum Drehzeitpunkt über das 10-fache an Wert gewonnen haben. In ihrem Film versucht sie herauszufinden, wie Bitcoin funktioniert, wer Bitcoins nutzt und welche Faszination von der Kryptowährung ausgeht. Hierzu hat sie eine Reihe von Interviews mit interessanten Menschen, die sich mit Bitcoins beschäftigen, geführt.
Da ist zum Beispiel der Niederländer Didi, der mit seiner Frau und drei kleinen Kindern bewusst aus seinem komfortablen bürgerlichen Leben ausgestiegen ist. Seinen Job hat er aufgegeben, das 250 qm große Haus und seine Autos hat er verkauft und alles wieder in Bitcoins investiert. Nach einer Weltreise wohnt er nun mit seiner Familie auf einen Campingplatz, traded erfolgreich mit Kryptowährungen und wartet auf den großen finanziellen Durchbruch.
Da ist auch ein Gastronom aus Berlin, der als erster in seiner Bar „Room 77“ Bitcoins als Zahlungsmittel zugelassen hat und an die Vision des digitalen Bargelds und ein Finanzsystem ohne Banken glaubt.
Oder Dennis, der an der Börse arbeitet: Er schwört auf Bitcoins, weil man Herr seines Geldes bleibe, das niemand einem wegnehmen oder niemand konfiszieren könne.
Da ist außerdem das  digitale Magazin T3n in Hannover, das als erster Arbeitgeber seine Löhne  zeitweise in Bitcoins ausgezahlt hat.  


Julia Rehkopf hat die Jury mit ihrem Video-Beitrag überzeugt: Ihr ist es sehr gut gelungen, die Komplexität des Themas durch eine gekonnte Auswahl von interessanten O-Ton-Gebern stringent zu erläutern und zu reflektieren. Die jeweiligen Einstellungen sind nicht sonderlich aufwändig realisiert, erzielen aber dennoch durch die Protagonisten eine eindringliche Wirkung. Dieses Video ist journalistisch professionell produziert, und dennoch mit exakt der Leichtigkeit gedreht, die es braucht, um auch eine jüngere Zielgruppe zu überzeugen. Auch diesen Beitrag findet die Jury absolut preiswürdig."